Psychedelika und Neuroplastizität: Die Erforschung der biologischen Mechanismen

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Microdosing

In den letzten Jahren ist das Microdosing von Psilocybin zu einem beliebten Trend unter denjenigen geworden, die ihre geistige Gesundheit und ihr Wohlbefinden verbessern wollen. Bei dieser Praxis werden regelmäßig kleine Dosen von Psilocybin, dem Wirkstoff der „Magischen Pilze“ (eng. Magic Mushrooms), eingenommen, um in den Genuss der Vorteile zu kommen, ohne die volle „psychedelische“ Erfahrung zu erleben.

Einer der Gründe, warum Microdosing von Psilocybin als vorteilhaft für die psychische Gesundheit angesehen wird, ist seine Wirkung auf die Neurogenese und Neuroplastizität des Gehirns. Die Entstehung neuer Gehirnzellen wird als Neurogenese bezeichnet. Neuroplastizität beschreibt die Fähigkeit des Gehirns, sich neu zu organisieren und zu verändern, wenn es neuen Erfahrungen und Lernprozessen ausgesetzt ist.

Therapeutisches Potenzial von Psychedelika

Jüngste Studien haben gezeigt, dass Psychedelika wie Ayahuasca, DMT, Psilocybin und LSD therapeutische Vorteile bei stressbedingten Zuständen bieten. Diese Substanzen können die kognitiven Fähigkeiten verbessern, Depressionen lindern, Ängste abbauen und bei Suchtproblemen helfen. Diese Veränderungen könnten darauf zurückführen, dass das Gehirn flexibler wird und sich besser an neue Situationen anpasst.

Das Hauptziel dieser Studie besteht darin, die aktuellen Erkenntnisse darüber zusammenzufassen, wie Psychedelika das Gehirn auf zellulärer und molekularer Ebene beeinflussen. Es werden diese Wirkungen sowohl nach einmaligem als auch nach wiederholtem Konsum von Psychedelika untersucht. Darüber hinaus werden Bereiche aufgezeigt, in denen wir ein tieferes Verständnis dafür benötigen, wie die Biologie von Psychedelika mit klinischen Ergebnissen und potenziellen therapeutischen Vorteilen zusammenhängt.

Einmalige Verabreichung von Psychedelika:

  • Studien haben gezeigt, dass eine einmalige Verabreichung von Psychedelika schnelle Veränderungen der Plastizitätsmechanismen auf molekularer, neuronaler, synaptischer und dendritischer Ebene bewirkt.
  • Nach einer einmaligen Verabreichung wird die Expression von Genen und Proteinen, die mit der Plastizität zusammenhängen, wie zum Beispiel dem Brain-Derived Neurotrophic Factor (BDNF), verändert. Dies führt zu Veränderungen der Neuroplastizität.
  • Die dendritische Komplexität wird erhöht, und diese Effekte können die akute psychedelische Erfahrung überdauern.

Wiederholte Verabreichung von Psychedelika:

  • Die wiederholte Verabreichung von Psychedelika stimuliert direkt die Neurogenese (die Entstehung neuer Neuronen) und erhöht den BDNF mRNA Spiegel. Dies hält sogar bis zu einem Monat nach der Behandlung an.
  • Diese Ergebnisse legen nahe, dass Psychedelika lang anhaltende molekulare und zelluläre Anpassungen im Zusammenhang mit der Neuroplastizität bewirken.

Verhaltensbezogene Wirkungen:

  • Einige Studien haben die Beziehung zwischen biologischen und verhaltensbezogenen Anpassungen, die durch Psychedelika hervorgerufen werden, untersucht.
  • Manche Studien haben gezeigt, dass die Behandlung mit psychedelischen Substanzen das Lernverhalten verbessert.
  • Ayahuasca erhöht das BDNF im Blutplasma und reduziert depressive Symptome in klinischen Populationen.

Wissenslücken:

  • Die genauen Zellmechanismen, die durch unterschiedliche psychedelische Substanzen aktiviert werden, und wie diese in Verbindung mit langfristigen klinischen und biologischen Effekten stehen, müssen weiter erforscht werden.
  • Die Wirkung der nicht-psychedelischen Stoffe in Ayahuasca, wie Harmin, Tetrahydroharmin und Harmalin, auf die Neuroplastizität sollten in Betracht gezogen werden.

Molekulare und zelluläre Anpassungen

Dies unterstreicht den Beweis: Psychedelika induzieren molekulare und zelluläre Anpassungen, die mit Neuroplastizität verbunden sind. Folglich könnten die beobachteten Veränderungen den therapeutischen Wirkungen von Psychedelika bei stressbedingten Störungen zugrunde liegen.

Darüber hinaus muss sich die künftige Forschung auf die Entschlüsselung der spezifischen biologischen Mechanismen konzentrieren, die durch verschiedene Psychedelika aktiviert werden. Außerdem sollte sie die Beziehung zu den langfristigen klinischen und biologischen Auswirkungen untersuchen.

Dieses Wissen wird wesentlich zum Verständnis des therapeutischen Potenzials von Psychedelika beitragen. Es wird ihre Integration in evidenzbasierte Behandlungen für psychische Störungen erleichtern.

Quelle: https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fpsyt.2021.724606/full